Montag, 7. April 2014

Ghana Dream

Ich bin wieder zurück und hab mich schon wieder ganz gut eingelebt in Österreich. Ich brauchte einfach ein bisschen Abstand zu Ghana - der Kontrast ist schon gewaltig - und ich wollte mich einfach wieder voll auf das Leben zu Hause einlassen, weshalb ich den Blog vernachlässigt und einfach mal gemacht habe, worauf ich ein halbes Jahr verzichtete. Freunde treffen, mit der Katze spielen (die jetzt rund ist, wie eine Kugel), am Abend einen guten Film schauen, Skifahren, Kakao mit echter Milch trinken, Kartenspielen mit Oma und Opa, in den Gottesdienst in Villach Nord gehen (der mir wahnsinnig kurz vorkommt), Jobsuche (und Jobfindung ;)), Papa bei der Arbeit helfen und natürlich FAMILIENLEBEN! Ich stehe jeden Tag frühmorgens mit meinen Lieben auf, um mit ihnen zu frühstücken. Es ist so schön, nicht mehr alleine in einem großen Haus zu wohnen.  Zwar muss ich jetzt wieder Geschirrspüler ausräumen oder Wäsche aufhängen, aber ich genieße den Luxus, dass sich das Geschirr von selbst spült und die Wäsche von selbst wäscht! Fast...

Der Abschied in Adumasa war schön. Ich spazierte morgens noch übers Schulgelände und verabscheidete mich bei den Kids und den Lehrern: "Oh oh oh oh Hanna Hanna Hanna Hanna WHY?", "When are you coming back?", "Greet your family from me!", "Save journey!", "God bless you!"
Dann gab es noch ein gemeinsames Gebet mit meiner Adumasa-Family: Fei, Sam, Seth, Mr. Abaa und Mr. Ben, Peace und Love - gemeinsam dankten wir für die schöne Zeit und wünschten uns Glück für die Zukunft. Auf ein frohes Wiedersehen - wann? Das steht in den Sternen. Aber wir werden uns wiedersehen, also war der Abschied nicht traurig und endgültig, sonden eher nur vorübergehen.

Was mich am meisten beeindruckte war, dass wir pünktlich um 9:00 im Auto saßen und aufbrachen. Und dann fuhren wir einletztes Mal mit dem Projekt-Pick-up über die rumpelige Staubpiste in Richtung Kumasi, standen dort ein letztes Mal im Stau und schließlich stieg ich in den roten, klimatisierten, mit Ledersitzen ausgestatteten VIP-Bus, mit dem ich vor sechs Monaten nach Kumasi gekommen war. I feel blessed. Es war ein komisches Gefühl, nicht ganz traurig, nicht ganz glücklich, aber dankbar für diese nicht immer leichte, aber ernorm wichtige und prägende Zeit meines Lebens.
Irgendwoher musste ich aber noch eine Mango besorgen. Die auf der Taxifahrt von der Bushaltestelle in Achimota zum Flughafen waren alle zu klein. Also machte ich mich nach dem Koffer einchecken nochmals auf in die Stadt - mit dem Tro-Tro, weil Tro-Tros so cool sind und ich nicht versteh, warum wir in Österreich keine haben. 50 Pesewas, 5min und schon sprang ich bei "37" aus dem Minibus, besorgte eine 2 Cedis Mango und gönnte mir noch eine Kokusnuss, bevor ich mich mit meinem großen, schweren Rucksack ins Tro-Tro zurück zur Airport Junction zwengte.  Beim Flughafen angekommen dämmerte es schon. Ich nahm noch einen tiefen Atemzug von Accras tropischer Stadtluft und machte mich auf die Suche nah dem Check in. Bei der Passkontrolle stellte sich heraus, dass ich 4 Monate lang illegal in Ghana gewesen bin, weil mein Visum nur 2 Montae gültig war anstatt 6 und weil bei meiner Ankunft irgendwer, irgenwo die Zahl 60 hingekritzelt hat, was bedeutet, dass ich vorerst nur 60 Tage in Ghana bleiben darf. Sehr witzig. 320 Ghana Cedis wollten sie von mir, aber ich hatte nur noch 45 in meiner Brieftasche. Meine 100 Notfalleuros wollten sie nicht. Also wieder raus aus dem Fluhafen und Geld wechseln gehen. Es lebe die Inflation! Wäre der Euro-Cedi Wechselkurs noch gleich, wie bei meiner Ankunft, hätte ich für meine 100 Euro nur 275 Cedis bekommen. Wie es dann wieter gegangen wäre? Ich weiß es nicht. Vielleicht wäre ich dann noch in Ghana. Aber so bekam ich ganze 357 und war aus dem Schneider. Für meine Bemühungen, dass ich tatsächlich Geld wechseln musste, dank der Tatsache, dass ich ein Volunteer war und weil der Herr Inspektor gerne seine Deutschkenntnisse verbessert und sich freut, wenn man mit ihm ein bisschen plaudert, gaben mir die Beamten dann -50% auf meine letzte Gesetztesübertretung und ich musste doch nur 160 Cedis bezahlen.
Als ich durch die Duty-free Souveniershops schlenderte und die Preise mit denen im Kulturzentrum verglich, freute ich mich, dass ich schon alles besorgt hatte. Erst dann erkannte ich, dass die Preise in US-Dollar angegeben waren, also nochmal ~x3. Oh these crazy people!
Ghana - auf ein Wiedersehen! Mit dieser Einstellung hob ich um 21:35 von ghanaischem Boden ab, und damit war es abgehakt für mich, aus. Ich kann nicht mehr betrübt sein, weil ich bald gehe, ich bin bereits gegangen. Nächstes Ziel: Home, sweet home! Die Heimreise verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug. Es war aber echt kalt im Flugzeug, und schlafen konnte ich auch nicht wirklich, ich war so aufgeregt.
Am multikulti Flughafen in Istanbul warf ich mich in mei African-Outfit und war somit der bunteste Vogel überhaupt. Alle Leute starrten mich an, nur einer sagte was: "Hey african girl! I like your design!" - unverkennbar, das kann nur ein Afrikaner gewesen sein - my brother! Das vermiss ich echt in Österreich. Jeder ist so sehr mit sich selbst beschäftigt. Es wird so wenig herumgeschrien, diskutiert und gelacht. Ghanaer sind einfach so albern :)

Nach dem abwiegen der Koffer zum Beispiel:
"Is the weight okay?"
"It´s okay because I like your Hair. Who did it for you?"

Oder beim check-in, als sie unbedingt meinen vollgestopften Rucksack ausräumen mussten:
"The way you packed your backbag oh, oh,oh. What is this?"
"It´s a coffee mill"
"And what is this?"
"Cocoa powder"
Did you hav a boyfriend in Ghana? How was it?"

Oder bei einer weiteren Passkontrolle:
"Do you smoke?"
"No."
"Are you sure ?"
"Yes."
"Okay. I will give you my contact. Next time when you come to Ghana you call me and I will host you."

Von Istanbul nach Wien ging es dann ohne jegliche Komplikationen. Die vielen, unheimlichen Weißen irritierten mich ein wenig, aber ich durfte im Flugzeug neben einem Ghanaer sitzen. :)
Der Moment, als das Flugzeug auf österreichischem Boden aufsetzte, werde ich auch nie vergessen. Von da an war es wie ein Traum. Als wäre ich von meinem halbjährigen Dornröschenschlaf aufgewacht. Dann kam der Moment, auf den ich mich schon seit sechs Monaten freute, der, den ich mir jeden Tag ausmalte, auf den ich mich freute, mehr, als ich mich jemals auf etwas gefreut habe. Ich wusste nicht genau, wer mich abholen kommt, aber ich wartete schon so sehnsüchtig darauf, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Jemanden, den ich wirklich, wirklich mag. Und tatsächlich warteten fünf bekannte Gesichter, die ich wirklich, wirklich mag auf mich. Meine Taufpatin Lisbeth mit ihrer Tochter und meiner allerersten Kindheitsfreundin Andrea, meine Piratenfreundin Lena(rrr), meine Schwester Chrissi und mein Papa. Ich wusste gar nicht, wen ich zuerst umarmen soll, ich hab vor Freude nur gelacht und gequietscht :) Es war der schönste Moment meines Lebens.


Im Café am Flughafen konnte ich noch nicht ganz glauben, was um mich herum passiert.



Wir gingen noch in ein Café und plauderten und tranken Tee, es war einfach schön und ich konnte es nicht glauben, dass ich wieder in Wien war. Auf der Autofahrt zum Bahnhof schaute ich aus dem Fenster. So viele Weiße, und die tragen Winterjacken. Und die Autos, die glänzen, und die Häuser - so hoch. Und die Straßen sind so sauber und es gibt keine Schlaglöcher, und keine Verkäuferinnen, wo krieg ich jetzt Wasser her, wenn ich im Auto durstig bin?
Auf der Zugfahrt hab ich Papa die Ohren vollgelabert :) Und geflasht hat es mich auch gleich ordentlich, als ich zwei 0,5l Mineralwasserflaschen für 5,20 Euro gekauft hab. Für das Geld bekommt man in Ghana 192 0,5l Wassersackerln, bei einem Verkaufspreis von 10 Pesewas pro Stück. Kauft man aber größere Mengen, ist es nochmals billiger.

Auch der Bahnhof in Föderlch hatte sich verändert

Am Bahnhof in Föderlach bekam ich einen großen Empfang mit Musik und Plakaten von meinen Großeltern, Tante und Onkel, und auch mein Bruder Niki und meine Mama sah ich seit langer, langer Zeit endlich wieder. Ich hab mich schon so auf sie gefreut!

Mama :)

Daheim stand eine Bretteljause bereit, mit Speck und Käs und Schwarzbrot und lauter guten Sachen. Mmmmh das war so lecker!

Am nächsten Tag ging ich dann endlich wieder in meinem dunklen, kühlen, grünen Wald laufen und fand einen Patzen Schnee! Jucheee!

Jetzt bin ich schon fast zwei Wochen daheim und es wird Zeit, die Fotos zu sortieren und  Vorträge vorzubereiten. Am Donnerstag hab ich die erste kleine Präsentation für Oma´s Runde, am Freitag ein Interview für die Kleine Zeitung. Weiteres wird sich noch ergeben :)

Sonntag, 23. März 2014

I'm coming home!

Nur der Vollständigkeit halber und zur Info. Ich bin im Moment nicht im stande, einen seriösen Blogeintrag zu verfassen. Ich bin so unglabulich aufgeregt, wie auf Nadeln. Ich kann nicht still sitzen , kann nicht aufhören zu lachen, hab gleichzeitig Tränen in den Augen.
Der große Abschied von allen meinen Freunden, von meinen Hunden und von meinem Zuhause steht mir noch bevor. Bis morgen um 9:00 muss alles erledigt sein, dann bringt mich Fei zum Busbahnhofi nach Kumasi und ich trete die Reise zum Flughafen nach Accra an. Um 21:35 verlasse ich Ghana, um halb 7 in der Früh bin ich in Istanbul, um halb 10 in Wien und wenn alles klappt renn ich  gegen 5 Uhr Nachmittags Daheim die Haustür ein. Ich hab mich noch nie auf etwas so gefreut, wie ich mich jetzt auf meine Familie freue!

Donnerstag, 20. März 2014

Die letzte Woche

Wie viele Tage sinds noch? 5? 4? dreieinhalb? Hilfe! Und ich hab noch immer nicht gepackt! Immerhin bin ich jeden Tag bescheftigt mit Sachen, die ich noch machen muss, und das läuft ganz gut. Auf meiner Liste kann ich jeden Tag etwas abhaken:
Souveniers einkaufen
Hunde entwurmen
Pudding kochen
Exams in Chiransa durchführen
selbige benoten
Preise suchen
Preise austeilen
Mich von den Leuten im Cultural Center verabschieden
Mich von Bedaase und Chiransa verabschieden
Kleider von der Schneiderin holen
Daheim anrufen - das ist schon seit Tagen ausständig... oder Wochen...  vielleicht komm ich ja heut dazu...

In den nächsten drei Tagen muss ich noch:
Mit den Hunden zum Tierarzt
Meine Finanzen checken
Auf viele, viele Emails antworten
Diverse Fotos diversen Leuten zukommen lassen
Mein Zimmer aufräumen
überhaupt aufräumen :)
Meine Kleider verteilen, weil im Koffer kein Platz für so viel Zeug ist
Besitzer für sonstiges "Grafl" (eigentlich nützliches Zeug, Schul- und Bastelsachen und so), was so im Gästehaus rumkugelt , finden
Mich von Juliana und wenn möglich Brosanko verabschieden
Mich von den Lehrern und Schülern in Adumasa verabschieden
Mich von meinen Perlenkids verabschieden
Versäumte Skypetermine nachholen und mir gute Ausreden einfallen lassen - es ist wahr, Strom ist rar :)
DAHEIM ANRUFEN!!!
Das ganze Essen aufessen, vor allem das Packerlessen aus Österreich, weil da kann keiner die Anleitung lesen.
Koffer packen
Flug checken
AAAAAAAAAHHHH. Wenn ich das so zusammenschreib, krieg ich ja richtig Stress! Vor allem die Tatsache, dass man hier zu nichts kommt beunruhigt mich. Ich seh schon, am Montag vor der Abfahrt renn ich durch Adumasa und werfe mit Spielzeug, Packerlsuppen und Unterhosen :D




Mittwoch, 12. März 2014

Wie die Zeit vergeht

Eigentlich wollte ich den Countdown mit "Noch 4 Wochen" Beginnen. Damals funktionierte das Internet nicht. Auch bis zu "Nur noch 3 Wochen" hatte es sich nicht erholt und ich befürchtete schon, mein letzter Eintrag würde der letzte in Ghana bleiben, aber nun läuft alles wieder wie geschmiert, nur einen Tag zu spät für "2 weeks to go".

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Ich kanns nicht glauben, dass sich mein Ghana Aufenthalt dem Ende zuneigt. Ich habs noch nicht ganz realisiert, fürchte ich. Klar steht der Termin im Kalender, aber es läuft einfach alles noch so normal ab - ganz anders als vor meinem Aufbruch nach Ghana, wo ich schon Wochen davor angefangen habe meine Sachen zusammenzusuchen. Im Laufe der nächsten Tage wirds mich mal anständig flashen und ich werd draufkommen, HOPPLA, ich sollt mal anfangen zu packen und all das erledigen, was ich bis jetzt aufgeschoben habe, "weil ich ja unendlich viel Zeit hab". Es fühlt sich alles noch so weit weg an. Es ist aber wieder ein riesen Schritt, eine große Veränderung, die auf mich zugerast kommt.

Die letzten 10 Tage wurde das Adumasa Link Projekt von britischem Besuch beehrt, der heute abgereist ist. Rachael, eine ehemalige Freiwillige, kam nach zehn Jahren wieder nach Ghana und brachte ihre 65 jährige Mutter mit, die von uns allen - Fei, Seth, Sam, den Nachtwächtern, mir -  einfach nur "Mom" genannt wurde. Ich bewundere sie, wie sie den anstrengenden Reisealltag ganz ohne Kulturschock meisterte. Wenn man das erste Mal in ein Entwicklungsland kommt, ist das schon eine riesen Umstellung und europäische Standards sollte man besser möglichst schnell vergessen, sonst tut man sich schwer. Die beiden waren aber ganz unkompliziert und bescheiden, was Erwartungen angeht, dafür wirklich unterhaltsam. Total liebe, positive, gläubige Menschen, die für alles und jeden beteten und niemals nie ein böses Wort über jemand anderen verloren sondern einfach nur von Grund auf gut sind, aber oberlustig, vor allem Mom. Man stelle sich eine ältere aber außerordentlich vitale und aufgedrehte britische Omi mit Glatze und dunkler Puck-die-Stubenfliegen-Sonnenbrille vor, die  unglaublich viel zu erzählen hat, von einem Thema zum nächsten springt und zwischendurch ständig kichert, wie ein kleines Mädchen. Herrlich.

Besonders lustig war unser Hendlschmaus am Dienstagabend. Das Hühnchen war hart, zäh halb roh und unmöglich appetitlich zu essen. Aber wir sind ja in Afrika. Da darf man essen wie ein Höhlenmensch. Ich ging gleich mit gutem Beispiel voran, aber als Mom ihren ersten Bissen versuchte, vielen ihr fast die Zähne heraus. Sie konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Es war eine peinliche Situation. Wir waren alle hungrig, Seth, der das Huhn gekocht (oder gebraten, gebacken, was auch immer - es war nicht durch) hatte, saß mit uns am Tisch und keiner wagte es irgendeine Kritik abzugeben, weil er sich echt Mühe gegeben hatte. Wir kämpften uns durch, mit viel Salz und Ketchup geht alles. Es war einer von den Abenden, an denen man sich denkt: "Wenn ich morgen krank bin, dann weiß ich, warum."

Vor dem backen - es hat sich nicht viel geändert.

Lake Bosomtwi

Am nächsten Tag waren aber alle fit für den Lake Bosomtwi... oder Lacke Bosomtwi - die nächste Herausforderung fürs Immunsystem. Der wahrscheinlich durch einen Meteoriteneinschlag entstandene, annähernd kreisrunde See liegt einige Kilometer südlich von Kumasi eingebetet zwischen grünen Hügeln und Bergen. Leider war an diesem Tag der Dunst so dick und undurchsichtig, dass wir die sonst bestimmt wunderschöne Aussicht nicht so ganz auskosten konnten. Am Strand  genossen wir dafür Pizza und Kokuswasser im Schatten der Palmen. Rachael und Mom trauten sich ins Wasser, Fei, Seth und ich verzichteten. Die beiden können nicht schwimmen, mir war es einfach zu unattraktiv. Der See ist angeblich ungefährlich und sauber, aber weder Farbe, Geruch, noch Temperatur des Wassers konnten mick überzeugen. Ich schaute lieber den Fischern bei ihrem Handwerk zu. Auf grund von Mythen und Geschichten rund um alte Gottheiten hatte sich hier im Laufe der Zeit eine ganz besondere Art des Fischens eintwickelt. Es war nämlich lange Zeit verboten, eisenhaltige Gegenstände in den See zu tauchen. Die Fischer paddeln auf schmalen Holzbrettern sitzend durchs Wasser und werfen Netzte und Körbe aus.
Kurz vor unserer Abfahr fand ich eine Dusche mit herrlich kaltem Wasser, sprang gleich in meinem Kleid drunter und saß dann während der Rückfahrt hinten auf der Ladefläche des Pick-ups um im Fahrtwind zu trocknen, Kindern zu winken und Ananas zu essen. I'm lovin' it :P
At the lakeside


Bienenfresser

Kormoran

Hanna geht über den See :)

Der Fischer holt die Netze ein


Rückfahrt auf der Ladefläcke





Independence Day

Am 6. März 1957 erlangte die ehemalige Goldküste als erste Kolonie im tropischen Afrika ihre Unabhängigkeit - dank Kwame Nkrumah, dem Staatsmann, Revolutionär und Panafrikanist auf den ganz Ghana stolz ist. Mit seiner Devise "Independence NOW" brachte er in den 50ern  Massen in Bewegung -  England verlor die Vormachtstellung und Accra wurde die Hauptstadt des revolutionären Afrikas.

Stolze Menschen feierten ihren Nationalfeiertag. Flaggen wurden hehisst, Parolen und Hymnen wurden gesungen, Militär, Schulen und Organisationen marschierten auf - es war ein großes Spektakel.


Am Freitag wurden wieder die Rucksäcke gepackt und wir machten uns erneut auf in den Norden, diesmal aber nicht so weit. Wir besuchten das Monkey Village Buabeng-Fiema, übernachteten in Nkoranza und besichtigten am Samstag die Wasserfälle bei Kintampo in der Brong-Ahafo Region.

Monkey Village


Im Affendorf leben die Menschen mit den Mona-Meerkatzen und Weißbart-Stummelaffen im Einklang. Eigentlich haben die Affen das Sagen. Sie dürfen einfach so in die Häuser spazieren und sich stibitzen, was auch immer sie wollen. Kein Mensch darf einem Affen etwas zu Leide tun. Wenn ein Affe stirbt, muss er wie ein Mensch bestattet werden - am eigenen Affenfriedhof. Warum? Auch hier haben wieder traditionelle Gottheiten und Fetischpriester herumgehext. Ich hab unseren Guide kaum verstanden, aber ich glaube, die Geschichte geht ungefähr so: Einmal, vor langer, langer Zeit, kamen Jäger in den Wald und fanden einen Fetisch, also eine Gottheit. Sie nahmen ihn mit ins Dorf und wollten ihn behalten, doch der Fetisch buxelte immer aus und lief zurück in den Wald. Die Menschen suchten und fanden ihn und fragten, warum er nicht bei ihnen bleiben wolle. Er antwortete, er möchte bei seinen Kindern, den Affen sein. Um den behalten zu können beschlossen die Dorfbewohner die Affen bei sich wohnen zu lassen, ihnen nichts zu tun und sie wie Menschen, oder noch besser zu behandeln, sonst wird der Fetisch böse und zaubert herum. Meistens stirbt dann jemand... :)

Die Äffchen sind sehr zutraulich

Weißbart-Stummelaffe mit Baby

Klettern in der Würgefeige

Wie ein Mensch :)

Affenfriedhof
Cashew - man isst die frische gelbe Frucht. Die Nuss wird erst nach weiterer Verarbeitung genießbar

Kintampo Wasserfälle

Das Ziel für viele junge Leute an diesem staubtrockenen, heißen Samstag. Es war alles voller Menschen. Ich bin mir sicher, die Wasserfälle sind wunderschön, wenn man alleine da ist. Wir hatten es dafür lustig. Diesmal ging ich auch baden, das Wasser war zwar trüb, aber erfrischend kühl. Rachael und ich stiegen mit ein paar Rot-Kreut Leuten hinter den großen Wasserfall und rutschten dann hinunter - mitten hinein in die ohnehin schon herumpurzelnde Menge - da purzelten gleich noch mehr :)
Danach machten wir noch gefühlte 100 Fotos mit netten, unbekannten Leuten.
Als wir am Abend zu Hause ankamen, sprang ich gleich unter die Dusche und musste feststellen, dass meine Bräune doch nicht von der Sonne, sondern vielmehr vom Dreckwasser stammte.

Alle wollen ins Wasser

Mom hihi

Es war so schön kühl




Dienstag, 25. Februar 2014

Das Leben in einem ghanaischen Dorf

Schon als wir (damals noch) zu Weihnachten das erste mal in Brosanko waren, begann ich davon zu träumen, dieses Dorf besser kennen zu lernen. Vor einem Monat wurden wir dort erneut herzlichst empfangen und durften am Kindergottesdienst teilhaben und mithelfen. Für den dritten Besuch nahm ich mir etwas länger Zeit. Ich verbrachte das letzte Wochenende von Freitag Nachmittag bis Sonntag Mittag in dem kleinen, freundlichen Dörflein ohne Strom und durfte das alltegliche Leben der Menschen erkunden.

Brosanko


Das Abenteuer war schon lange in meinem Kopf, auch Fei wusste früh genug bescheid. Allerdings scheiterte jeglicher Versuch mit den Dorfbewohnern im Vorhinein Kontakt aufzunehmen - weil kein Strom, also kein Handy - und alle waren ganz überrascht, als Fei und ich am Freitag Nachmittag einfach so hereingeschneit kamen. Wir hatten Juliana, die Kindergottesdienstleiterin mit uns. Sie wurde vorausgeschickt um meine Gastmutter - oder wie sich dann herausstellte, Gastoma - vorzuwarnen. Auf dem Weg zu ihrem Haus wurden wir von allen Seiten herzlichst begrüßt und Willkommen geheißen. Über Holzbretter balancierten wir zur Eingangstür. Da stand Nana Ama mit einem strahlenden, zahnlückenentblößendem Lächeln und ausgebreiteten Armen, steinalt aber mit von Leben und Freude funkelnden Augen. Am Anfang kannte ich mich gar nicht aus - so viele Leute - aber wer wohnt da jetzt alles?  - Nur die alte Dame alleine, aber sie hat immer Besuch. Leute jeden Alters kamen vorbei - um Hallo zu sagen, auf einen Plausch mit Ama und zum essen - es ist einfach der Treffpunkt der Dorfbewohner.

Nana Amas Haus - ein Ort mit Geschichte


Nachdem ich meine Matratze in der Halle ausgebreitet hatte und das Mosquitonetz befestigt war gingen wir - Juliana, ich und andere Jugendliche und Kinder, die bei Ama im Haus waren (in welcher Beziehung sie auch immer zueinander stehen) - auf Erkundungstour. Zuerst hinunter zum "Fluss", aus dem früher das Trinkwasser bezogen wurde. Jetzt gibt es glücklicherweise einen Brunnen. Allerdings glaube ich, dass das Wasser, das wir zum Geschirrspülen und Duschen verwendet haben, auch aus der Lacke stammte - es war eher gelb und trüb als farblos, klar.


Der "Fluss"



Was ich nicht wusste, war, dass Brosanko so nahe bei Chiransa liegt. Wir spazierten zuerst einen schmalen Pfad durchs Gebüsch und kamen dann auf die Straße, die von Chiransa kommt. Der schlenderten wir entlang und pflückten hier und da saftige Orangen von den Bäumen. Ich war beeindruckt von der Hilfsbereitschaft und Fürsorglichkeit meiner Gefährten. Wir trafen immer wieder auf junge Leute und Kinder, die sich uns anschlossen. Immer waren es die Großen, die für die Kleinen die Orangen schälten und aufschnitten, ganz selbstverständlich.


Wandern durch den Busch

Zwei Orangendiebe auf der Flucht - dafür braucht ein Fahrrad keine Bremsen


Anschließend zogen Juliana und ich nochmals alleine aus. Sie zeigte mir das Haus, ein Stück abseits vom Dorf, wo sie mit ihren Eltern und Geschwistern bis vor wenigen Jahren noch gelebt hatte, bis ihr Vater eines Tages plötzlich verstorben war. Das war ein großer Schicksalsschlag für das junge Mädchen, ihre Schwester und ihre zwei Brüder, ihre Mutter, und für das Ganze Dorf. Sie zogen in das schon weiter entwickelte, größere Dorf nahe der Hauptstraße, wo Juliana und ihr jüngerer Bruder jetzt die Senior High School besuchen. Am Wochenende bewältigen die Geschwister meist zu Fuß den langen Weg nach Brosanko, um dort ihre Verwandten und Freunde zu besuchen und mit ihnen Gottesdienst zu feiern.

Als wir zurück zu Nana Ama kamen, stand für uns ein Teller Fufu bereit - lecker!

Für Fufu braucht man Cassava, Kochbananen...

...einen Driver und einen Pounder


Am selben Abend war der Innenhof des Gebäudekomplexes, der sich später als ehemalige Naturgötterverehrungsstätte und Shrine entpuppte, wieder voller Leute. Sister Julie versicherte mir, dass es nicht immer so zugeht, sondern dass alle nur wegen mir da waren - aber mit mir redete keiner. Sie saßen da, schauten mir beim Tagebuchschreiben zu und fragten nach einer Weile, warum ich nicht auf Englisch schreibe, damit sie es auch lesen könnten. Ich versuchte ihnen zu erklären, dass es bei einem Tagebuch maßgeblich darauf ankommt, dass es außer dem Autor niemand lesen darf, damit stieß ich allerdings auf taube Ohren.



Was Konversation im allgemeinen angeht:  Die Menschen versuchen es immer und immer wieder, mit einem auf Twi zu sprechen. Sie freuen sich total, wnn man dann wirklich im Stande ist, etwas zu sagen. Bei meiner Ankunft in Brosanko hab ich gleich alle brav auf Twi gegrüßt und ein paar Phrasan gebracht – zum Angeben. Also hörten die Leute gar nicht mehr auf, mit mir und untereinander in meiner Anwesenheit auf Twi zu sprechen. Ich verstand nichts, ab und zu hörte ich mal ein bekanntes wort, aber es war zu wenig um mitreden zu können.

mein Himmelbett

Ich schlief ganz gut in meinem "Himmelbett". Als ich dann so um 6:30 aus der dunklen Kammer kroch, hatte ich gleich mal Hunger und schlachtete eine Ananas. Aber Ghanaer essen nicht so früh, bzw. gilt eine Ananas nicht als Frühstück. Gegessen wird später, dafür richtig. So um 9:00 zogen Julie und ich aus um Contombre zu pflücken - am ehesten vergleichbar mit Spinat. Wir schlenderten durchs Dorf in den Busch und wirklich - da hatte doch jemand Contombre gepflanzt. Wem die Farm gehört ist anscheinend nebensächlich. Man nimmt sich, was man braucht. Ich steuerte eine halbe Yamswurzel bei, die ich noch von voriger Woche übrig und mitgebracht hatte und irgendwoher tauchten dann noch drei, vier Kochbananen auf, die wir auch aufschnitten. Alles zusammen kam in einen Kochtopf, wurde mit einem Plastiksackerl zugedeckt - Deckel drauf und auf den Herd damit. Ich wunderte mich, wer das alles essen sollte. Julie und ich? ( Nana Ama kochte ihr eigenes Essen - Schnecken.) Man weiß nie, wie viele Leute mitessen - die Kinder, die da waren, bekamen die Hälfte von unserem Essen und es blieb auch noch etwas für Nachmittag übrig. Es wird eben einfach irgendeine Menge gekocht, und dann wird aufgeteilt. Man bekommt, je nachdem wie viele mitessen, mehr oder weniger, aber nie zu wenig. Essen gibts in dem Dorf, da muss sich keiner Sorgen machen.


Contombre

Juliana schält Yams

Lecker Schnecker^^

Auch was neues - Plastiksackerl zum abdecken

Ab auf den Herd - very african :)

So kocht man ghanaisches Frühstück
Nach dem (zweiten) Frühstück machten wir uns aus dem Staub. Die Jungs holten Kokosnüsse. Einer kletterte die 25m hohe Palme hinauf, flink wie ein Äffchen, und schlug 17 Nüsse herunter. Da ist Vorsicht geboten - wenn einem so ein Drum auf den Kopf fällt... Jesus Christ.
Wir fanden alle 17, setzten uns auf den Boden, schlürften das Kokoswasser und naschten danach das weiße Fruchtfleisch, das bei frischen Kokusnüssen noch ganz weich ist. Auch diesmal wurde den Kindern beim Aufhacken und Auskratzen assistiert.

Menschenaffe^^

Wenn man nicht aufpasst, ist der Finger ab, oder gleich die ganze Hand...

Die süßen kleinen Mädels :)

Am späten Vormittag machten wir uns auf den Weg zur Kakaofarm - Juliana, ich und der Sohn vom Kakaobauern, ein Typ mit hunderttausend Namen, von denen ich mir nur "Daniel" merkte (was aber eigenlich gar nicht sien richtiger Name ist, sondern nur sein Schulname...?)
Es gibt zwei Sorten Kakao, die sich angeblich durch nichts als die Farbe unterscheiden. Bei der einen Sorte sind die unreifen Schoten grün und werden dann gelb, bei der anderen sind die Schoten zuerst rot und die reifen sind braun. Wie auch immer, wir haben die Grüngelben undRoten geerntet. Die frischen Kakaobohnen sind violett und von einer süßen, weißen, schleimigen Hülle umgeben. Wir naschten ein paar - sie schmecken überhaupt nicht auch nur ansatzweiße schokoladig. Den Rest sammelten wir in einem Sackerl, das wir mit in die "Kakaobaumschule" nahmen. Dort füllten wir zuerst aufgeschnittene Wasserplastiksackerln mit Erde und pflanzten dann je eine Bohne in ein Sackerl. In ca. 7 Monaten werden sie dann in die freie Wildbahn der Kakaoplantage ausgesetzt.


Gelbe Sorte

Rote Sorte

...........Daniel........


Ich durfte auch aufschneiden :)

Eine andere gute Recycelingvariante für Wasserplastiksackerln
Danach gab es wieder etwas zum Essen - eine frische, süße Papaya. :)

Eine weitere dankbare Pflanze ist der Maniok, oder in Ghana Cassava genannt, eine Pflanzenart aus der Gattung Manihot in der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae)... (Hätte mein Vater gesagt, ich sag danke Wikipedia^^). Man schneidet einfach einen Ast ab, den steckt man in die Erde und nach 1-2 Jahren erntet man mehrere  kg essbare Wurzeln.


Cassava


Die Sonne macht müde, also verbrachten wir den Nachmittag im Innenhof bei Nana Ama und malten mit den Kindern. Zu essen gabs natürlich auch was - unser Leftover von Vormittags + frittierte Kochbananen - ganz was leichtes :)

 
Fried Plantain schmeckt herrlich

Groß und Klein war beschäftigt mit Buntstift und Papier, Nana Ama saß auf den Stufen vorm Haus uns tratschte mit vorbeigehenden Leuten und ich war dankbar, dass mich die "Brosanko-Family" so in ihr Alltagsleben aufgenommen hatte. 

 
Die Kids hatten Spaß


Und die Großen auch

Eine schwarze Märchenprinzessin

Am Abend wurde ich dann gefragt:
"Should we prepare some rice?"
-"Oh, thank you. I´m not hungry. If you want some..."
Aber dann erinnerte ich mich, ich hatte ja, um den Gastgebern nicht so zur Last zu fallen, mein eigenes Essen mitgebracht, u.a. "Knorr - Farfalle in Blattspinatsauce" aus Österreich - das kann ich doch schlecht wieder Heim schleppen. Also wurde doch noch einmal aufgekocht. Diesmal zeigte ich, wo´s lang ging. Es war leider (oder zum Glück, sonst wär´s zu wenig gewesen) nicht jedermanns Sache, aber Sister Julie und ich genossen das Essen - Julie nahm aber diese europäischen Portion nicht ernst, für sie gab´s dann doch noch einen Teller Reis. Ich setzte dieses mal aus.

Farfalle in Blattspinatsauce

Sonntags fängt der Gottesdienst um 9:00 an, aber um die Zeit bekam die Kindergottesdienstleiterin von ihrem großen Bruder noch einen frischen Haarschnitt verpasst. Danach wurde gemütlich gefrühstückt (Auch diesmal setzte ich aus, ich Hatte nämlich vorher schon selbst mitgebrachtes uns selbstgebackenes! Brot mit selbstgekochter! Ananasmarmelade" Gegen halb 11 trudelten wir in der Schule, in der Gottesdienst gefeiert wird, ein und der KiGo konnte beginnen. Es ist aber eher "Sunday School"- es wird zwar auch gesungen, aber die meiste Zeit sitzen die Kinder nur in den Bänken und es wird ihen vorgepredigt, dann mussten sie Bibelverse zitieren und für ihr Heimatland beten. Zum Schluss wurde eine Kollekte gesammelt. Nach dem Gottesdienst kamen Fei und Agnes, um mich abzuholen. Ich wurde noch reichlich beschenkt mit Bananen, Kokosnüssen, einer Papaya und einer Avokado und verabschiedete mich von Brosanko und seinen Liebenswerten Bewohnern. Ich bin ihnen so dankba für dieses Wochenende, an dem ich so viel erleben durfte. Gott segne diese herzensguten Menschen.

Erst wenn Julie die Senior High School abschließt, darf sie ihre Haare wachsn lassen.

Im KiGo: Die Mädels singen, der kleine Kofi kann nicht still sitzen und rotiert...

Noch ein paar Eindrücke:

Eine frische Palmnuss

Kochbananen

Wehe dem, der beim Ausgehen zu viel Palmwein trinkt ;)

Der Dorfzoo:

Und Schafe, die vor der Mittagshitze in den Schatten eines Hauses flüchteten

Rattenjunge

Miezekätzchen

ein kleiner Kleffer

Riesenhasen
Busch, Garten und Farm:
Ananas

Keine Ahnung, was das ist, aber die Farbe ist schön :)


Alles, was blüht, heißt hier  nur "Flower"
Das kenn ich: Baumwolle!

Bougainvillea




Es wird natürlich alles auf dem Kopf getragen
Klein Kofi hat ein schattiges Plätzchen in der Tür gefunden

Dem möcht ich nicht allein im Wald begegnen :) - Nein, es is ganz normal hier, dass Kinder mit Macheten rumlaufen

Ich bin immer die, die am dreckigsten ausschaut.
  Der mysteiöse Teil des Hauses:
Ein Ort alter Götter

Der Altar mit Opfergaben - Messer, Schaps, Eier... alles mögliche